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Sprachverirrungen

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Mit den Anglizismen ist das ja immer so eine Sache. Sie gehören zu unserem deutschen Sprach- und Wortschatz proportional in dem Maße, wie der Genetiv in der Versenkung verschwindet. Das mag jetzt vielleicht keine allzu bahnbrechende Neuigkeit sein, vor allem für diejenigen unter uns nicht, die relativ viel Zeit in sozialen Netzwerken und generell in der Welt der Vernetzung und Verkabelung verbringen - denn da wechselt man ohne Umschweife zwischen den Sprachen hin und her. Oder vermischt sie eben fröhlich miteinander - eigentlich schlau, denn das spart Zeit. Man braucht keine Fremdsprachen mehr zu lernen und auch die eigene nicht allzu gut zu beherrschen. 



Okay, gut, das klingt vielleicht nun etwas überspitzt, aber ich gebe es zu - ich bin da ein wenig old school! [Sarkastisches Augenbrauen-Nachobenziehen ist hier übrigens nicht angebracht, denn old school ist kein Angliszismus, sondern ein Fachbegriff - ha!] Dem Verein zur Rettung der deutschen Sprache würde ich mich zwar trotz jahrelanger, universitärer Germanistik-Schinderei nicht zwingend anschließen, aber deren Ansinnen verstehe ich absolut. Besonders dann, wenn ich beispielsweise eine Zeitschrift aufschlage, die mir berichtet, dass der "Kiefernholz-Dielenboden alles extrem cozy aussehen lässt" und "einen idealen Background" bietet und mich all dies zu keiner anderen Vermutung zwingen kann, als das der Chefredakteur not so vertraut mit the German language ist, wie es seinem Job entspräche.


Jaaaa, da bin ich empfindlich - altmodisch - von der alten Schule. Sprache ist etwas, was mich schon von klein auf ungemein fasziniert hat (vielleicht bin ich deswegen schon immer eine Quasselstrippe gewesen?!). Mit einem einzigen Satz kann man eine ganze Welt erschaffen, bestimmte Wörter zeugen von einer unter Umständen Jahrtausende alten Kultur und erzählen wiederum selbst von der eigenen Herkunftsgeschichte. Das Fehlen der richtigen Worte - beispielsweise in einem Streit das richtige Argument zur richtigen Zeit anzubringen - ist sogar etwas, was uns hilflos und schwach werden lassen kann. 


Nun ist die Sprache aber von jeher ein etwas wankelmütiges, dem Geist der Zeit unterworfenes Wesen und auch der Duden - das unumstößliche Mahnmal richtiger Orthographie - muss nur eine ausreichend lange Weile mit bestimmten Sprachverirrungen konfrontiert werden, um sie schließlich ergeben in seine Sammlung aufzunehmen. 


Das, was ich auf den Fotos trage, ist also ein Sweater, kein Pullover (was das im Duden eingetragene Wort für über den Kopf zu ziehende Kleidungsstücke ist, mit denen man seinen Oberkörper verhüllt - und ursprünglich aus dem englischen stammt - "pull over")... Ein Sweater mit Statement! Vielleicht wäre die Applikation "Für mehr Leidenschaft in der Sprache" passender gewesen. Aber ich bin auch schlau - und spare Zeit!

Material: angerauhter Sweat von Swafing
verlinkt bei RUMS

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